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Zahl deutscher Fachkräfte sinkt weiter

27. April 2023

Handwerk, Pflege, IT oder bei Dienstleistungsberufen: In Deutschland fehlt es an vielen Stellen an Fachkräften. Der Bedarf muss auch über Zuwanderung gedeckt werden, denn im Inland gibt es kaum noch Potenzial.

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Ein Mitarbeiter der MSG schneidet mit einem Trennschleifer korrodierte Metallteile aus einem Träger
Ein Mitarbeiter der MSG schneidet mit einem Trennschleifer korrodierte Metallteile aus einem TrägerBild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

In Deutschland gibt es nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes kaum noch Reserven, um fehlende oder demnächst ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen. Nach jüngsten Ergebnissen des Mikro-Zensus gehen bereits 85 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 59 Jahren einer Erwerbstätigkeit nach. Bei den Männern sind es sogar 89 Prozent, während Frauen zu 81 Prozent einen bezahlten Job haben.

Potenzial sehen die Statistiker noch bei den Teilzeitbeschäftigten, deren Anteil bei den Angestellten im vergangenen Jahr 30 Prozent betrug. Fast jede zweite erwerbstätige Frau (49 Prozent) arbeitet in Teilzeit, bei den Männern ist der Anteil seit 2010 um 3,4 Punkte auf 12,7 Prozent gestiegen. Mindestens ein Teil der Teilzeitkräfte könnte aktiviert werden, mehr zu arbeiten, so das Statistikamt. Allerdings gebe es auch Menschen, die allein in einem Teilzeitjob am Erwerbsleben teilnehmen könnten.

Deutschland Salzgitter | Produktion von Batteriezellen für Elektroautos im VW-Werk
Die Zahl deutscher Fachkräften wird immer kleiner - auch bei der Batterieproduktion, wie hier bei VWBild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

EU-Bürger oft erwerbstätig         

Aus unterschiedlichen Gründen sind eingewanderte Menschen seltener erwerbstätig. Ihre Job-Quote liegt bei 74 Prozent, wobei Frauen deutlich seltener einer bezahlten Arbeit nachgehen als Männer. Vor allem geflüchtete Menschen haben häufig zunächst keine Berechtigung, eine Arbeit aufzunehmen.

In der Folge sind Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten in den ersten fünf Jahren nach Zuzug nur zu 34 Prozent als erwerbstätig registriert. Bei Eingewanderten aus Afrika betrug die Quote 55 Prozent. Nach 15 bis 20 Jahren haben sich Quoten auf 78 Prozent (Naher und Mittlerer Osten) beziehungsweise 73 Prozent (Afrika) erhöht. Eingewanderte EU-Bürger,  die volle Freizügigkeit genießen, sind nach fünf Jahren zu 81 Prozent und 15 bis 20 Jahre nach Zuzug zu 87 Prozent erwerbstätig - das ist exakt der Wert der Gesamtbevölkerung.                   

Relativ Attraktiv für Akademiker

Die Zahl der Nicht-EU-Ausländer in Deutschland mit einer Arbeitserlaubnis ist nach den Corona-Lockerungen wieder deutlich gestiegen. Ende 2022 waren rund 351.000 Personen mit einem befristeten Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbstätigkeit im Ausländerzentralregister erfasst, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dies waren 56.000 oder 19 Prozent mehr als im Vorjahr.

In den stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 (+16.000 Personen) und 2021 (+21.000) hatte es ein vergleichsweise geringes Wachstum gegeben. Zwei Drittel der Ende 2022 registrierten Personen mit einem solchen Aufenthaltstitel waren männlich und 56 Prozent zwischen 25 und 35 Jahren.

Die Zahl dieser Erwerbsmigrantinnen und Erwerbsmigranten, die aus Nicht-EU-Staaten zum Arbeiten nach Deutschland gekommen sind, ist seit 2010 stetig gestiegen. Damals waren es nur 85.000 Menschen.

Heftiger Politikerstreit    

Derweil haben sich am Donnerstag Vertreter der Ampel-Koalition und der Opposition im Bundestag einen Schlagabtausch über das von SPD, Grünen und FDP geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz geliefert. Redner von Union und AfD warfen der regierenden Ampelkoalition vor, mit dem Gesetz die Hürden für Einwanderung zu senken und damit den Zuzug "minderqualifizierter" Menschen zu befördern.

Deutschland | Landesamt für Einwanderung in Berlin
Um Einwanderung, auch der von Fachkräften, wird um Bundestag gerade heftig gerungen Bild: Adam Berry/Getty Images

"Wir wollen für die Qualifizierten, die wir brauchen, einladender werden. Sie wollen die einladen, die nicht qualifiziert sind, das ist der Unterschied", sagte der CDU-Politiker Hermann Gröhe. Der AfD-Abgeordnete Götz Frömming sagte, Deutschland sei nicht als Arbeitsplatz attraktiv, sondern als Sozialamt.

Vertreter von SPD, Grünen und FDP wiesen die Vorwürfe scharf zurück. Mit inländischen Ressourcen werde man den Arbeitskräftebedarf künftig nicht decken können. Deutschland brauche eine Willkommenskultur und müsse ein attraktives Land sein. Die Union versuche Zuwanderung zu verhindern und gefährde damit die Wirtschaft.

Die Bundesregierung will mit ihrem Gesetz etwa über ein Punktesystem Einwanderung von Arbeitskräften mit ausländischem Berufsabschluss erleichtern. Es sieht auch Erleichterungen beim Familiennachzug vor. Zu den Kriterien, für die es Punkte gibt, sollen Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug zählen.

dk/hb (rtr, dpa)