1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Omikron ebbt ab, die Gefahr bleibt

8. April 2022

In Deutschland sinkt die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter. Doch für eine Entwarnung ist es zu früh, sagen RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

https://p.dw.com/p/49fJI
Berlin | Pressekonferenz zur Coronalage: Lothar H. Wieler und Karl Lauterbach
RKI-Chef Wieler und Gesundheitsminister Lauterbach: "Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten"Bild: Jens Schicke/IMAGO

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet  175.263 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden in Deutschland. Das sind knapp 77.270 Fälle weniger als am Freitag vor einer Woche, als 252.530 positive Tests gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt erneut - von 1251,3 am Vortag auf jetzt 1181,2. Im Zusammenhang mit dem Virus starben 334 weitere Menschen.

Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, sieht daher zwar eine Verbesserung der aktuellen Corona-Situation in Deutschland, aber noch immer ein Infektionsgeschehen auf hohem Niveau. "Wir haben den Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten", sagte Wieler in Berlin mit Blick auf sinkende Fallzahlen und Sieben-Tage-Inzidenzen. "Das sind sehr gute Nachrichten für uns alle."

200 bis 300 Todesopfer pro Tag

Zugleich wies er aber auf bestimmte Landkreise mit noch immer extrem hohen Inzidenzen und zahlreichen Personalausfällen durch Infektionen, Quarantäne und Isolation hin. "Bedrückend" bleibe, dass noch immer täglich etwa 200 bis 300 Todesfälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion an das Robert-Koch-Institut übermittelt würden, mahnte Wieler während der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Deutschland | Coronavirus - Maskenpflicht im Einzelhandel entfällt
Supermarktkundin (in Göppingen): Rat zum eigenverantwortlichen Tragen von MaskenBild: Marijan Murat/dpa/picture alliance

Der Minister warnte davor, die hohe Zahl der aktuellen Todesfälle auszublenden. In der Bevölkerung scheine es zu diesem Punkt eine "gewisse Abstumpfung" zu geben. Man habe sich offenbar "ein Stück weit an diese Totenzahlen gewöhnt". Er könne das nicht akzeptieren, betonte Lauterbach. "Was auf jeden Fall nicht stattfinden wird, ist, dass man eine Corona-Politik macht, die danach geht, woran sich die Bevölkerung gewöhnt hat", versicherte er. "Sondern wir müssen die Bevölkerung schützen."

Hohe Dunkelziffer

Das RKI geht davon aus, dass die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland weitaus höher ist als offiziell erfasst. "Wir haben gesehen über die letzten zwei Jahre, dass die Untererfassung immer so ungefähr um Faktor zwei ist", so Wieler. "Das hieße also, wir gehen von mindestens mal doppelt so vielen Infektionen aus."

Keine Mehrheit für Impfpflicht ab 60

In der aktuellen Corona-Welle, ausgelöst durch die besonders ansteckende Omikron-Variante, sei die Dunkelziffer vermutlich noch höher. Die Infektionszahlen seien so hoch gestiegen, dass "das einfach nicht mehr zu händeln ist", sagte der RKI-Chef zur Begründung.

Wieler wiederholte seine Impfappelle und betonte: "Die Impfung kann nicht immer vor Infektion, vor Ansteckung schützen. Wenn aber viele Menschen geimpft sind, reduziert sich auch das eigene Infektionsrisiko." Auch nach einer Infektion schütze die Impfung weiter vor schweren oder tödlichen Verläufen und auch vor Langzeitfolgen. "Auch wenn Sie bereits einmal infiziert waren, lassen Sie sich trotzdem impfen, so können Sie den bestmöglichen Schutz erreichen." Insbesondere die Auffrischimpfung sei wichtig. Für vulnerable Gruppen empfahl Wieler auch dringend den zweiten Booster.

Weiter Masken tragen und Hotspot-Regelung nutzen

Der RKI-Chef riet weiterhin zum eigenverantwortlichen Tragen von Masken besonders in Innenräumen sowie dazu, mit Symptomen zu Hause zu bleiben - zum Schutz besonders gefährdeter Menschen. "Am Ende geht es hier um Menschenleben. Lassen Sie uns gemeinsam füreinander sorgen und positiv nach vorne blicken", so Wieler.

Gesundheitsminister Lauterbach warb angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen dafür, dass die Länder mehr von der im Infektionsschutzgesetz vorgesehenen Hotspot-Regelung Gebrauch machen. "Aus meiner Sicht könnte ja die Hotspot-Regelung viel mehr genutzt werden", sagte Lauterbach. Er verwies insbesondere auf die Lage in bestimmten Städten, in denen es in den Krankenhäusern bereits deutliche Probleme gebe.

Konferenz bringt über 4,8 Milliarden US-Dollar für COVAX

Eine mit Beteiligung Deutschlands ausgerichtete Geberkonferenz hat am Freitag Zusagen in Höhe von mehr als 4,8 Milliarden US-Dollar (rund 4,4 Milliarden Euro) für die globale Impfkampagne gegen Corona gebracht. Damit könne die Impfallianz COVAX über Investitionen in Logistik und den Kauf von Spritzen und anderen Verbrauchsmaterialien mehr als eine weitere Milliarde Impfungen in den 92 ärmsten Ländern der Welt ermöglichen, teilte das Bundesentwicklungsministerium mit.

AR/jj (afp, dpa, rtr)