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Politik

Ex-Guerillero wird neuer Präsident Kolumbiens

20. Juni 2022

Kolumbien bekommt erstmals einen linken Präsidenten. Gustavo Petro setzte sich in der Stichwahl gegen den reichen Bauunternehmer Rodolfo Hernández durch.

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Gustavo Petro
Wahlsieger Gustavo Petro hat sich viel vorgenommen Bild: Fernando Vergara/AP/dpa/picture alliance

"Heute ist ein Tag des Feierns für die Menschen. Sie sollen den ersten Sieg des Volkes feiern. Möge so viel Leid in der Freude abgefedert werden, die heute das Herz des Heimatlandes durchflutet." Mit diesen poetischen Worten - über Twitter verbreitet - meldete sich der frühere Guerillero Gustavo Petro (62) nach der offiziellen Bekanntgabe vorläufiger Wahlergebnisse zu Wort.

Der derzeitige Senator konnte sich in der Stichwahl um das Präsidentenamt in Kolumbien mit 50,5 Prozent der Stimmen gegen den überraschend in den zweiten Wahlgang eingezogenen Unternehmer Rodolfo Hernández (77) durchsetzen. Der Millionär erhielt 47,3 Prozent, wie das Wahlbüro nach der vorläufigen Auszählung mitteilte. In einer Videobotschaft erklärte Hernández: "Die Mehrheit der Bürger, die heute abgestimmt haben, haben den anderen Kandidaten gewählt." Er akzeptiere das Ergebnis.

Rodolfo Hernández
Wahlverlierer Rodolfo Hernández bei der Stimmabgabe Bild: Ferley Ospina/dpa/picture alliance

Petro war nach seiner Abkehr vom bewaffneten Kampf unter anderem auch Diplomat in Belgien und Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá. Er kandidierte zum dritten Mal für das Amt.

Menschenrechtsaktivistin wird Vizepräsidentin

Erstmals in der jüngeren Geschichte Kolumbiens zieht jetzt ein bekennender Linker in den Präsidentenpalast in Bogotá ein. Das südamerikanische Land ist traditionell konservativ geprägt. An Petros Seite wird mit der designierten Vizepräsidentin Francia Márquez eine afro-kolumbianische Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin mit an die Staatsspitze rücken. Sie kämpfte in der von der Gewalt besonders betroffenen Region Cauca gegen illegale Goldsuche und wurde mehrmals bedroht. 2018 erhielt sie für ihr Engagement den renommierten Goldman-Preis, der auch als "grüner Nobelpreis" bezeichnet wird.

Francia Marquez
Die designierte Vizepräsidentin Kolumbiens, Francia Márquez Bild: LUISA GONZALEZ/REUTERS

Die Herausforderungen für den künftigen Präsidenten sind groß: Das zweitbevölkerungsreichste Land Südamerikas mit rund 50 Millionen Einwohnern leidet unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, großer sozialer Ungerechtigkeit und Gewalt.

Petro will nach eigenen Worten das Land befrieden, die Ausbeutung von Rohstoffen bremsen, den Tourismus fördern und Unternehmen stärker besteuern. Das könnte auch Folgen für Deutschland haben, das wegen seiner Neuausrichtung der Energiepolitik aufgrund der Sanktionen gegen Russland künftig mehr Kohle aus Kolumbien importieren möchte. 

se/gri (afp, dpa, ap)